4 Jahre Selbstständigkeit

4 Jahre Selbstständigkeit

Mein Blick zurück auf das, was war und das, was noch kommen mag.

Der Start in mein Berufsleben.

1987 startete ich nach meinem Abitur mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau ins Berufsleben. Zwei Jahre nach Ausbildungsende bewarb ich mich bei der damaligen LTU und bekam die Stelle. Ich war unglaublich stolz, denn ich war ein Teil von einer Traumfabrik, die den Menschen etwas ganz besonderes bieten konnte. Umgeben von einem jungen Kollegenteam genoss ich mein Berufsleben und fühlte mich frei und unabhängig. 

Auch wenn ich am Boden arbeitete, ging es für mich oft in die Luft. Schulungen in Miami und Singapur, private Urlaube auf Jamaika, in Mexiko oder Bali. Meiner Reiselust waren keine Grenzen gesetzt.

Familienzeit

Mit der Geburt meines Sohnes begann ein neuer Teil meines Lebens, meine Tochter wurde drei Jahre später geboren. Die Familie rückte in den Fokus und ich reduzierte meine Arbeitszeit. 

Nach einer intensiven Familienzeit begann ich schnell wieder in Teilzeit zu arbeiten.

Veränderte Arbeitswelten

2007 übernahm Air Berlin die LTU. Wir waren plötzlich eine sehr große Fluggesellschaft, Arbeitsweisen änderten sich, es wurde unpersönlicher und wir waren nicht mehr die jungen Kollegen, sondern die alten Hasen.

Die Digitalisierung veränderte das Arbeitsleben. Manuelle Arbeitsvorgänge wurden automatisiert, Aufgaben outgesourct und mit den Providern tauschten wir uns  in Telefonkonferenzen aus.

Auch meine Situation änderte sich. Ich arbeitete nicht mehr vorgegebene Aufgaben ab, sondern ich wurde zur Business Analystin und meine Tätigkeit umfasste die Qualitätskontrolle, der in Indien ansässigen Provider. Ich arbeitete mit Menschen in Indien und internen Abteilungen zusammen. 2013 reiste ich nach Mumbai und Pune, um mich mit den Providern persönlich zu treffen.

Das nahende Ende

Nicht nur die Digitalisierung veränderte unser Leben, sondern auch das Flugverhalten. Flüge wurden erschwinglich, der Konkurrenzkampf unter den Fluggesellschaften stieg und der Service für die Passagiere wurde kontinuierlich reduziert. Das Wort Massentourismus gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Wenn zu diesen finanziellen Herausforderungen noch interne Misswirtschaft mit ständig wechselnden Geschäftsführern hinzukommen, so ist es nicht verwunderlich, dass es zu einer Insolvenz kommen kann.

Gespürt haben wir als Mitarbeiter immer wieder, dass es nicht rund läuft, doch niemand von uns hat geglaubt, dass es wirklich irgendwann einmal vorbei ist. 

Ein Irrglaube, wie wir 2017 alle feststellen durften.

Luftleerer Raum

Ja, da stand ich nun mit 50 Jahren. Nicht mehr taufrisch, aber auch noch zu jung für die Rente. Im Gepäck hatte ich ein großes Wissen und Erfahrungen aus einem Bereich, den es in dieser Form in der freien Wirtschaft nicht gibt.

Unvermittelbar, war das Fazit der Arbeitsagentur und auch ich wusste nicht, welchen Weg ich einschlagen sollte. 

Mein Weg

“Besser laufen als stehenbleiben” , dachte ich mir und so startete ich in eine Weiterbildung. Zu meinem Wissen aus der Qualitätskontrolle, passte der Qualitätsmanager sehr gut und so bin ich gestartet. Mein Zertifikat habe ich in der Tasche, doch so wirklich toll fand ich das Thema nicht. 

Die Fortbildung zur Projektmanagerin gefiel mir besser. Ein Projekt hat einen Anfang und ein Ende, Meilensteine kann ich feiern und letztendlich erreiche ich ein Ziel, so dass ich das Projekt erfolgreich abschließen kann.

“Wenn schon, denn schon” , sagte mir mein Kopf und mit gefährlichem Halbwissen entschied ich mich für die Weiterbildung zur Social Media Managerin. Ich hatte keine Ahnung von Marketing, musste mich erst einmal nach den Unterschieden von Online Marketing, Online Redakteur und Social Media Manager erkundigen. 

“Was habe ich zu verlieren?” dachte ich und entschied mich für den Social Media Manager. In meinem Kurs habe ich den Altersschnitt angehoben, doch das war völlig unwichtig, denn ich spürte, dass das Thema mir gefällt und dass mein Alter ein Alleinstellungsmerkmal sein kann.

Mein Abschlussprojekt zur zertifizierten Social Media Managerin bescherte mir meinen ersten Auftrag. Für mich war es ein Zeichen und so startete ich am 01. August 2018 in meine Selbstständigkeit. So plötzlich, dass die Frist für den Gründungszuschuss bereits abgelaufen war.

Beginn meiner Selbstständigkeit

Ich startete mit einem Laptop an meinem Küchentisch. 

Meine Zielgruppe hatte ich klar definiert. Lokale Anbieter und Solo Selbstständige, die im Ruhrgebiet leben und  wie ich, ihr analoges Leben digital umsetzen wollen. Ich wollte genau das nach außen tragen, wählte die Domain .ruhr statt .de, ließ mich im Ruhrgebiet ablichten und wählte eine persönliche Ansprach in einem wertschätzenden DU.

Von Anfang an war Leidenschaft im Spiel. Sobald jemand Interesse für meine Arbeit zeigte und eine Zusammenarbeit in Erwägung zog, so hatte ich bereits Ideen im Kopf. 

Ich suchte in Netzwerken den Kontakt zu anderen Selbstständigen, tauschte mich aus und entwickelte mich weiter. 

Interessenten wurden zu Kunden und ich betreute sie mit Leib und Seele. Ich pflegte den persönlichen Kontakt und ,neben meiner Unterstützung als Social Media Managerin,   fotografierte ich Produkte, besuchte Partner meiner Kunden und entwickelte Content Ideen. 

Ich war die eierlegende Wollmilchsau und war anfangs glücklich damit. Ich wollte erfolgreich sein und alles geben. 

Scheitern

Ich wurde immer häufiger angefragt, auch von “größeren” Kunden, die auf andere Budgets zurückgreifen konnten. 

Ich erinnere mich an einen Kunden, der ein sehr hochwertiges und exklusives Produkt vertrieb. Wir waren uns sympathisch, führten ein sehr gutes Gespräch und vereinbarten eine Zusammenarbeit. Das Budget, das er für mich plante, war unglaublich gut. Voraussetzung war, dass ich sofort starte, das anstehende Weihnachtsgeschäft mitnehme und das Fotomaterial liefere.

Mein Kopf sagte ja, mein Gefühl nein. Gehört habe ich auf meinen Kopf.

Ich bin gescheitert.

Lessons Learned

Es sind die Erfahrungen, die mich wachsen lassen.

Der Kunde damals war zu groß für mich als Solo Selbstständige. Es gehört ein ganzes Team zu einem Online Auftritt eines Unternehmens dieser Größenkategorie. 

Fotografieren ist nicht meine Kernkompetenz. Ich habe ein ausgesprochen gutes Netzwerk von Fotografen, auf das ich zurückgreifen kann und die ich meinen Kunden gerne empfehle.

Ich darf “Nein” sagen, wenn ich das Gefühl habe, dass etwas nicht passt. 

Entwicklung

Ich habe in den Jahren meiner Selbständigkeit unglaublich vieles gelernt. 

Monatlich betreue ich einen festen Kundenstamm. Es sind Kunden, die zu Beginn meiner Selbstständigkeit Vertrauen zu mir hatten und mit mir den Schritt in die sozialen Medien gewagt haben. Bis heute arbeiten wir erfolgreich zusammen. Wir haben voneinander gelernt und sind gemeinsam gewachsen. 

Es sind neue Kunden hinzugekommen und neben der operativen Begleitung ist die Beratung heute ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. 

Meine Leidenschaft für das, was ich tue, ist noch immer ungebrochen. 

Gemeinsam zum Ziel

Mein Anspruch ist es, gute Arbeit abzuliefern. Das funktioniert jedoch nur dann, wenn mein Kunde gut mit mir kommuniziert und Content in Form von Themen und Bildmaterial zur Verfügung stellt.

Für Arbeiten, die meine Social Media Aktivitäten unterstützen, jedoch nicht meiner Kernkompetenz entsprechen, greife ich gerne auf Experten aus meinem Netzwerk zurück.

Es sind Experten aus den verschiedensten Bereichen, mit denen ich gerne und erfolgreich zusammenarbeite. 

Meine Partner sind verlässlich, verbindlich und mit Leidenschaft bei dem, was sie tun. Die Arbeit mit vertrauenswürdigen Partnern gibt mir Sicherheit und ein gutes Gefühl. Ich empfehle meine Partner gerne weiter und stehe mit Leib und Seele hinter ihnen.

In den Jahren meiner Selbstständigkeit habe ich gelernt, dass ein Teamplayer in mir schlummert. Ich liebe die Zusammenarbeit und den Austausch mit Gleichgesinnten.

Im Hier und jetzt

Ich bin sehr stolz auf das, was ich geschafft habe.

  • Mein Business ist erfolgreich und steht auf einem starken Fundament. 
  • Meine Auftragsbücher sind gefüllt.
  • Ich habe Kunden, die meine Arbeit schätzen und Vertrauen zu mir haben. 
  • Mein gutes Netzwerk stützt mich und hat mich während der Pandemie durch die einsamen Zeiten im Homeoffice getragen.

Loslassen

Aus media-bender.ruhr wird zukünftig mediabender.de. 

Mir wurde schon oft zu einem Domainwechsel geraten, doch ich hatte mich stets gewehrt. Die Domain media-bender.ruhr war mein Baby. Das Baby ist nun erwachsen.

Auf das, was noch kommt.

Der Fokus liegt auf Weiterentwicklung. 

Meine Zeit ist kostbar. Ich möchte mich noch mehr auf das fokussieren, was ich kann.

Im Hintergrund wird bereits aktiv an meiner neuen Website gearbeitet. Sie wird funktionaler, userfreundlicher und genau auf mich und mein Angebot abgestimmt.

Es wird neue Angebote geben, die ich klar kommuniziere.

Arbeitsprozesse werden optimiert und automatisiert.

Ich freue mich auf das, was da noch kommt.

Mein Fazit 

Es gab Höhen und Tiefen in meinem Leben, doch letztendlich ist es das, was mich ausmacht. Die Selbstständigkeit hat mein Leben verändert, doch ich würde diesen Schritt immer wieder gehen.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hallo Nicole,

    sehr schön geschrieben und ich freue mich sehr für dich, wie toll sich das alles entwickelt hat.
    Dir weiter viel Erfolg und viel Freude dabei, 🙂

    Viele Grüße,
    Christian

    1. Nicole Bender

      Hallo Christian,

      ich freue mich, dass Du meinen Blogartikel gelesen hast und er Dir gefällt. Du siehst, dass sich bei mir einiges getan hat und ich hab endgültig mit meinem alten Berufsleben abgeschlossen. Ja,irgendwie fing alles bei der LVQ und meinem Abschlussprojekt für den Sportverein an.

      Ich hoffe, Dir geht es gut und privat und beruflich ist alles im Lot.

      Herzliche Grüße

      Nicole

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