Du betrachtest gerade Sieben Jahre selbstständig: Eine Bilanz.

Sieben Jahre selbstständig: Eine Bilanz.

Der Sprung ins kalte Wasser: Wie alles begann

Mutig und blauäugig bin ich am 01. August 2018 in meine Selbstständigkeit gestartet. Nachdem meine Lebensplanung 2017 durch die Insolvenz meines damaligen Arbeitgebers aus den Fugen geraten ist, entschloss ich mich zu einer Weiterbildung. 

Vier Monate drückte ich die Schulbank, zertifizierte mich im Qualitätsmanagement, Projektmanagement und schließlich als Social Media Managerin. Mein Abschlussprojekt war eine Social Media Strategie für einen großen Sportverein in meiner Stadt. 

Die „Macher“- Jahre: Mit vollen Auftragsbüchern durch die Pandemie

Der Sportverein war mein erster Kunde. Weitere Kunden ließen nicht lange auf sich warten und als uns die Corona Pandemie 2020 nahezu stilllegte, waren meine Auftragsbücher prall gefüllt. Lokale Unternehmen und Selbstständige im Ruhrgebiet wollte ich erreichen und genau das schaffte ich auch. Zu meinen Kunden zählten Versicherungen, Ärzte, Freiberufler und lokale Händler. In meinem Kopf sprudelten die Ideen für jeden meiner Kunden. Ich entwickelte Content, erstellte Redaktionspläne und veröffentlichte Beiträge.

Ich war rund um die Uhr im Einsatz. An Wochenenden und in Urlauben hatte ich online alles im Griff.  Ich postete, interagierte und managte die Kanäle, oft ohne jegliches Feedback. Die Kommunikation mit meinen Kunden kam häufig zum Erliegen und meine Vorschläge für strategische Treffen wurden abgelehnt. Als Grund wurden zeitliche Ressourcen und andere Prioritäten genannt. Dieses Gefühl, allein für den Erfolg zu kämpfen, fühlte sich zunehmend falsch an. Ich war nicht mehr die strategische Partnerin, die ich sein wollte. Stattdessen wurde ich zu einer Dienstleisterin, die allgemeine Themen über Suchmaschinen recherchierte, um unpersönlichen Content zu erstellen. Mir fehlte der entscheidende Input meiner Kunden, um wirklich wirksam zu sein 

Diese Arbeitsweise stand im kompletten Widerspruch zu meiner Überzeugung. Gutes Social Media lebt von Authentizität und Strategie, doch beides ist unter diesen Umständen nicht möglich.

Aus dieser Situation ziehe ich mein größtes Learning:  Ich brenne noch immer für Social Media, doch ich möchte nicht mehr für meinen Kunden, sondern mit meinem Kunden als Teamplayer arbeiten. Gemeinsam können wir unglaublich viel erreichen.  

Die strategische Wende: Warum ich 2022 alles veränderte

Nach und nach ließ ich Aufgaben los, die nicht zu meiner Kernkompetenz gehören. Durch mein gut funktionierendes Netzwerk kann ich exzellente Fotografen, Videografen und Webdesigner empfehlen. 2022 entschloss ich mich dazu, keine operative Begleitung mehr anzubieten und Bestandskunden ziehen zu lassen. Ein schwerer Schritt, denn letztendlich waren es die Kunden, die mein monatliches Grundeinkommen sicherten. Dennoch habe ich diesen Schritt nicht bereut.

Es war nicht nur ein „Loslassen“, sondern eine bewusste Entscheidung für etwas Neues.

Blonde Frau präsentiert an einem Flipchart

Sieben Jahre später: Meine Mission für deine Sichtbarkeit 

Heute gebe ich meine Erfahrungen aus sieben Jahren an dich weiter. Anstatt deine Kanäle zu führen, befähige ich dich, es selbst zu tun. Meine maßgeschneiderten Strategien enthalten nicht nur einen Plan, sondern sind ein roter Faden, der genau auf deine Ziele, dein Budget und deine zeitlichen Ressourcen abgestimmt ist.

Die Kraft des Netzwerks: Mehr als nur Visitenkarten tauschen

Der Sprung in die Selbstständigkeit 2018 war ein Solo-Akt, aber gewachsen bin ich erst durch die Kraft der Gemeinschaft. Als ehemalige Angestellte ohne unternehmerische Erfahrung war ein starkes Netzwerk für mich nicht nur hilfreich, sondern überlebenswichtig.

Ich suchte Anschluss, doch gerade in meiner Heimatstadt Mülheim war das Angebot an passenden Veranstaltungen überschaubar. Als ich mich mit der Fotografin Birgit Seidel darüber austauschte, stellten wir fest: In Oberhausen sah es kaum besser aus. Wir entschlossen uns: “Dann machen wir es eben selbst!” Das war die Geburtsstunde unserer Veranstaltungsreihe Netzwerktreffen für lokale Unternehmen MH-OB-DU. Unsere Treffen finden dreimal im Jahr statt. Wir vernetzen nicht nur lokale Unternehmerinnen und Unternehmer, sondern stärken bewusst unsere Region. Durch wechselnde Locations in Mülheim, Oberhausen und Duisburg zeigen wir die Vielfalt unserer Heimat und unterstützen gezielt die lokale Gastronomie.

Neben dem Aufbau eigener Strukturen habe ich unschätzbar viel aus einem bestehenden Netzwerk geschöpft: der Verband ‚Schöne Aussichten‘ besteht seit mehr als 30 Jahren und unterstützt selbstständige Frauen sowohl in der Gründung als auch im Business allgemein. Die Gemeinschaft und der Austausch dort haben mich von Anfang an geprägt. Deshalb war es für mich ein logischer Schritt, 2021 selbst Verantwortung zu übernehmen und in den Vorstand zu wechseln. Es ist mein Weg, etwas von der wertvollen Unterstützung zurückzugeben, die ich in meinen ersten Jahren erfahren habe.

Nach der Pandemie haben wir uns neu positioniert und stecken auch weiterhin viel Arbeit und Energie in unsere Entwicklung. Heute sind wir im Wachstum und konnten bereits viele neue, inspirierende Frauen für unsere Gemeinschaft gewinnen.Das ist eine großartige Belohnung für unser Engagement im Vorstand.

Mein privater Wellengang

Nicht nur beruflich war es ein Weg der Veränderungen. Als Mutter von zwei erwachsenen Kindern erlebte ich eine der natürlichsten und zugleich einschneidendsten Phasen des Lebens: das Loslassen. Kurz nacheinander zog mein Sohn nach Berlin und meine Tochter mit ihrem Freund in eine gemeinsame Wohnung. Diese Schritte waren wichtig und richtig, doch das Loslassen war für mich nicht einfach.

Zu diesem natürlichen Wandel kamen Schicksalsschläge, die uns als Familie mit voller Wucht trafen. Plötzlich und völlig unvorbereitet traf uns der Tod meines Schwagers. Gleichzeitig forderte die intensive Sorge um meine Eltern, die sich nach vielen Krankenhausaufenthalten immer wieder neuen gesundheitlichen Krisen stellen mussten, all unsere Kraft. Gepaart mit dem täglichen, nervenaufreibenden Umgang mit meiner demenzkranken Schwiegermutter, waren es emotionale und anstrengende Jahre.

Dieser private Wellengang hat mich gezwungen, meine Energie zu bündeln, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und mich mit aller Kraft auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich habe gelernt, dass ich nicht 100 Dinge gleichzeitig tun kann, sondern einen klaren Kurs braucht, um gesund und sicher meinen Weg zu gehen. 

"Wer loslässt, hat die Hände frei."

Auf unserem Lebensweg lassen wir immer wieder los und stellen uns neuen Herausforderungen. Manchmal ist es ein einschneidendes Erlebnis, oft sind es kleine Dinge. Doch jeder dieser Momente lässt uns wachsen.

Was musstest du in den letzten Jahren loslassen?

Schreibe einen Kommentar